Warum Plus-Size-Kund*innen durch das Konzept von Plus Size ausgegrenzt werden

Wer eine größere Konfektionsgröße als 42 trägt, ist mit einer eingeschränkten Auswahl beim Kleiderkauf konfrontiert, denn hier beginnt die Kategorie Plus Size und die Vielfalt an verfügbarer Kleidung nimmt mit steigender Größe stetig ab. 

Die allgemein angewendete Einteilung in Standardgröße und Übergröße, schafft eine Trennung zwischen dem, was als ‚Normal-‘ und dem, was als ‚Übergröße‘ bezeichnet wird. Durch diese künstliche Teilung zwischenNormundaußerhalb der Norm, sorgt der Begriff Plus Size dafür, Personen mit größeren Größen ausgegrenzt werden. Und nicht nur der Begriff an sich marginalisiert Frauen* mit einer größeren Größe. Sondern auch: 

  • Die Tatsache, dass die meisten Brands ihr Angebot schlicht nur bis Größe 40 oder L anbieten und damit den gesamten Rest von Vornherein ausschließen. 
  • Sprüche im Klamottengeschäft, wie "Wir haben hier nichts in Ihrer Größe." (das habe ich mir selbst schon oft anhören dürfen). 
  • Die Tatsache, dass Plus-Size-Mode oft nur an Models mit maximal Größe 44/46 geshootet wird, wenn nicht eher in Größe 40/42 (Hier sehe ich ganz klar auch noch Potential bei Call me Bina, daran werde ich dieses Jahr arbeiten). 
  • Dass wenn eine Brand sich doch entschließt eine Plus-Size-Linie zu produzieren, es dort nicht dieselben Sachen gibt, wie in der Kollektion für die straight size, sondern teilweise untragbare, glitzernde, wild gemusterte, bedruckte Klamotten angeboten werden, aus unsäglichen Polyester-Stoffen, in denen du nach 30 Minuten schwitzt, wie verrückt. 
  • Dass der Ständer mit der Plus-Size-Mode wenn überhaupt vorhanden, irgendwo hinten im dunklen Teil des Geschäfts steht. 
  • Dass in vielen Fällen die großen Größen nur online bestellt werden können und nicht im Geschäft ausgestellt werden. 

Das alles kommt dann noch zu der Tatsache hinzu, dass die Gesellschaft dünn sein geradezu propagiert und in vielen Alltagssituationen große Größen nicht mitdenkt oder sogar diskriminiert (enge Lifte, Türen, Toiletten, younameit) Ganz zu schweigen vom gesellschaftlichen ausgegrenzt sein, weil suggeriert wird, dass dick sein einfach nicht so toll sei wie dünn sein. Und das wird dir im Grunde den ganzen Tag in der Werbung und den sozialen Medien mitgeteilt. Da kommen wir auf direktem Weg zu Begriffen wie body shaming oder fat shaming, aber darum soll es ein anderes Mal gehen. 

Während der Begriff Plus Size also einerseits ein soziales Konstrukt ist, welches einen Teil aller potentiellen Kund*innen ausgrenzt bis diskriminiert, ist es auch die Bezeichnung einer Handelskategorie. Diese hilft beim Shopping (sowohl online wie offline) dabei herauszufinden, wo es Kleidung ab Größe 42 aufwärts zu kaufen gibt. Daher stehen viele dem Begriff derart zwiegespalten gegenüber. Einerseits ein nützlicher Wegweiser - wo bekomme ich Klamotten, die mir passen - andererseits führt dir Plus Size immer wieder vor Augen, dass du nicht überall einkaufen kannst und die meisten Brands auch kein Interesse haben, etwas für dich als Plus-Size-Kundin* zu produzieren. 

Ich nutze bei meiner size-inclusive Brand Call me Bina ebenfalls den Begriff Plus Size in der Kommunikation, eben um nach Außen deutlich zu machen, dass bei mir Kund*innen egal welcher Größe willkommen sind und ich ihnen Produkte auch in einer größeren Größe anbiete. Gleichzeitig finde ich es nicht gut, dass es diese plakative Einladung überhaupt braucht. Aber ohne es zu kommunizieren, würde der Großteil der Plus-Size-Kund*innen wahrscheinlich nicht einmal auf die Website kommen, da sie aus schlechter Erfahrung heraus damit rechnen, dass es auch in diesem Shop nichts für sie zu kaufen gibt. 

Wie stehst du zum Begriff Plus Size? Wie sind deine Erfahrungen damit? Kennst Du vielleicht einen schöneren Begriff, der ähnlich suchbar ist? Kommentiere gerne - ich freue mich über Eure Inputs!    

Quellen, die ich dazu gelesen habe: 

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